Wird sie Namensgeberin für das Bürgerhaus in Weener?
Rheiderland-Zeitung, Michael Hoegen. Weener - 28. August 2019
Forderung bei Gesprächsrunde im Rathaus: Begegnungsstätte sollte »Menna Steen Haus« heißen Erinnern an »berühmteste Tochter der Stadt« Das künftige Bürgerhaus an der Westerstraße in Weener sollte den Namen der Holthuser Pfarrfrau Menna Steen tragen: Dieser Vorschlag stieß im Rathaussaal auf große Zustimmung. Bei einer Ge-sprächsrunde »FrauenLeben in Ostfriesland« im Rathaus in Weener, bei der es um die auch erfolg-te Gründung eines Arbeitskreises auf Rheiderland-Ebene für dieses Projekt ging, wurde aus der Runde der 44 Frauen im Saal diese Forderung formuliert. Von diesem Vorschlag, das geplante Bürgerhaus »nach der berühmtesten Tochter der Stadt«, Menna Steen, zu benennen, berichtete Katrin Rodrian von der Ostfriesischen Landschaft gestern im Gespräch der RZ. »Es gab dafür brausenden Applaus von allen Frauen im Saal.« Das Votum der 44 Frauen stützt sich dabei laut Ro-?drian mit einem Löwenanteil auf Rheiderländerinnen. »89 Pro-zent der Besucherinnen an diesem Abend kamen aus dem Rheiderland«, so die Leiterin der Kultur-agentur der Landschaft, die das Projekt »FrauenLeben« betreut. Im Bürgerhaus sollen sowohl die Stadtbücherei als auch eine Begegnungsstätte und eine Ausstel-lung über jüdisches Leben in Weener untergebracht werden. Die frühere Filiale der Deutschen Bank steht dort, wo die in der Pogromnacht angezündete Synagoge von Weener ihren Standort hatte. Die ehemalige jüdische Schule neben diesem Haus soll mit für das Bürgerhaus-Konzept ge-nutzt werden. Menna Steen aus Weener, geborene Hensmann, kam am 12. August 1907 in Critzum zur Welt und starb am 9. November 1990 in Stapelmoor. Im Alter von 18 Jahren heiratete sie den reformierten Pastor Hermann Steen und war über 30 Jahre als Pfarrfrau in Holthusen aktiv. Sie lehnte sich gegen das Regime der Nationalsozialisten auf und trat für Freiheit und Menschenwürde ein, im Kirchen-kampf während des Nationalsozialismus war sie eine engagierte Mitstreiterin. »Ich bin eine freie Friesentochter und knie vor niemandem nieder«, soll sie einer Überlieferung nach als junge Frau gesagt haben, als sie einen Hofknicks verweigerte. »Sie stand für ihren Glauben und die Bereitschaft, sich dafür einzusetzen und sehr viel zu riskie-ren«, so Katrin Rodrian gegenüber der RZ. »Sie steht für Bildung, gerade auch für Frauen und Mäd-chen. Sie steht für die plattdeutsche Sprache. Sie steht in der Tradition der Friesischen Freiheit. Diese Punkte sprechen aus meiner Sicht dafür, das geplante Bürgerhaus nach ihr zu benennen. Ich kann den Vorschlag der Rheiderländer Frauen nur unterstützen.« Eine Biographie zu Menna Steen hat Susanne Brandt verfasst. Sie schrieb das Buch »Ich bin eine freie Friesentochter: Menna Steen - eine Pfarrfrau im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.« »Als Biografie würde ich das nicht bezeichnen – es bleiben Lücken, die ich damals nicht schließen konnte«, so Susanne Brandt, sie ist in Flensburg in der Büchereizentrale Schleswig-Holstein tätig, gestern auf Anfrage der RZ. »Ich habe vor mehr als 15 Jahren vor allem auf der Basis von damals noch möglichen Zeitzeugen-aussagen und Dokumenten aus dem Nachlass von Hermann Steen die Erinnerungen an Menna Steen gesammelt. Mir ging es damals vor allem darum, die Erinnerungen der Zeitzeugen vor dem Vergessen zu retten und auf die Rolle der Frauen in der damaligen Zeit an einem Beispiel aufmerk-sam zu machen. Um nun beurteilen zu können, ob es eine richtige Wahl wäre, das geplante Bür-gerhaus nach ihr zu benennen, was als Möglichkeit auf jeden Fall weiter mitdiskutiert werden soll-te, fehlen mir aus der Ferne genauere Informationen, da ich seit fast zehn Jahren nicht mehr in der Region lebe.«